Essgeschirr eines Verdingbuben
Kanton Bern, 1950─1960
Das ausgestellte Essgeschirr erinnert an ein düsteres Kapitel Schweizer Geschichte. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Kinder aus armen Familien als billige und rechtlich völlig ungeschützte Arbeitskräfte eingesetzt und missbraucht: als Hütekinder auf der Alp, als «Schwabengänger» auf Süddeutschen Bauernbetrieben oder als «Spazzacamini», Kaminfegerbuben, in Norditalien.
Dieses Geschirr begleitete den Verdingbuben Ruedi durch seine Kindheit. Seit er drei Jahre alt war, musste er an über 30 Dienststellen im Schweizer Mittelland arbeiten. Er erlebte Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung. Eine Berufslehre blieb ihm verwehrt. Als Erwachsener zog er in ein abgelegenes Bündner Bergtal.