17 – Objektstandort

Dämonen auf der Alp?

3. Obergeschoss

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Dämonen auf der Alp?

Sennenpuppe, «Sennentuntschi», Calanca/Masciadon, undatiert
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Sennenpuppe, «Sennentuntschi», Calanca/Masciadon, undatiert

1978 wurde unser Ausstellungsobjekt in einem Maiensäss im Calancatal gefunden: Die Holzfigur, teilweise mit Tuch umwickelt und mit brauner Farbe angemalt, hat die Grösse einer Spielzeug-Puppe. Das echte Menschenhaar auf ihrem Kopf, ihre deutlich dargestellten Geschlechtsmerkmale und ihr Gesichtsausdruck mit dem geöffneten Mund passen allerdings nicht zu einer Spielzeug-Puppe. Sie erinnern an die unheimliche Sagengestalt des Sennentuntschi. In dieser Geschichte basteln sich Sennen auf der Alp eine Frauenfigur, um sie zum Leben zu erwecken und zu missbrauchen. Am Ende rächt sich das Sennentuntschi auf mörderische Art an ihren Schöpfern.

Die Motive des Sennentuntschi oder anderer Alpensagen stammen nicht aus grauer Vorzeit, sondern basieren auf literarischen Überlieferungen. Sie haben ihre Wurzeln teils im Mittelalter, wurden vor allem aber im 19. und 20. Jahrhundert aufgezeichnet. Das Alltagsleben der Alpenbewohner, ihre Arbeit, ihre Konflikte, Ängste, Triebe, Nöte und Hoffnungen bilden den Hintergrund für diese Geschichten. Häufig erzählen sie von Begegnungen mit übernatürlichen Wesen wie Geistern, Hexen oder Teufeln. Es geht um Gut und Böse, Recht und Unrecht, Schuld und Sühne. Die meisten Sagen enden unglücklich und haben stark christlich-moralischen und belehrenden Charakter.

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